Eines der Hauptprobleme während des Großen Kriegs war die Behandlung der Kriegsgefangenen. Theoretisch hätten ihre Rechte von dem Zweiten Den Haager Abkommen garantiert werden sollen, einem kurz vor 1914 in Kraft getretenen und von 44 Staaten unterzeichneten Abkommen.
In der Praxis nahmen die Dinge einen anderen Lauf. Im Dokument wurde zum Beispiel beschlossen, dass die Gefangenen dieselbe Ration Nahrung wie die für die Soldaten des Heeres, das sie gefangen genommen hatte, erhalten sollten. Aber die Umstände in jener Zeit konnten natürlich nicht dieses Recht garantieren. Mit der Zeit stieg die Zahl der Gefangenen an und gleichzeitig nahmen die Mittel ab. Diejenigen, die gefangen genommen wurden, wurden also schlechter behandelt im Vergleich zu dem, was wenige Jahre zuvor beschlossen worden war.
Was die Italiener betrifft, so wurde geschätzt, dass zwischen 1915 und 1918 ungefähr 600TausendSoldaten gefangen genommen wurden, die Hälfte davon in den Tagen der Zwölften Isonzoschlacht (Dodicesima Battaglia dell'Isonzo). Die meisten wurden nach Mauthausen (ein auch während des Zweiten Weltkriegs traurigerweise bekannter Ort), nach Theresienstadt (Böhmen), nach Rastatt (Süddeutschland) und nach Celle (bei Hannover) gebracht.
Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Gefangenen das Ergebnis militärischer Handlungen waren. Viele "ließen" sich in Wirklichkeit gefangen nehmen, wobei sie aus der vordersten Linie flohen und sich nahe der feindlichen Stellungen präsentierten. Es war eine verzweifelte Wahl, die von der Hoffnung getragen wurde, in den Gefangenenlagern bessere Bedingungen als jenen im Schützengraben vorzufinden.
Aber auch die Gefangenschaft war eine sehr harte Erfahrung. Keine beheizten Baracken und keine warme Kleidung machten die beißende Kälte unerträglich und die Ration war wirklich schlecht. Angesichts der großen Mehlknappheit im Kaiserreich wurde das Mehl häufig mit dem vom Mahlen der Eicheln oder des Strohs herrührenden Pulver vermischt und anstelle der Nudeln wurde ihnen eine Art Kartoffel- und Kohlsuppe ausgeteilt.
Andere hingegen, überzeugte Interventionisten und Patrioten, litten viel stärker unter der Untätigkeit als unter dem Hunger. Carlo Emilio Gadda, der am 25. Oktober 1917 bei Karfeit (Caporetto) gefangen genommen wurde, hat ein wertvolles Zeugnis dieser äußerst harten Zeit hinterlassen. Eingesperrt im Lager von Celle schrieb er, dass "Ich leide schon für die Familie, für die Heimat, besonders in den schweren Augenblicken. Dann ergreift mich nicht die Angst, sondern es würgt mich. Aber der entsetzliche Schmerz, die schwerste Last, die ich tragen muss, die Sauwut ist jene, die ich schon sagte, nämlich die Untätigkeit, still zu stehen, während die anderen kämpfen, mich nicht mehr in die Gefahr stürzen zu können […]" (Carlo Emilio Gadda, "Tagebuch aus dem Krieg und der Gefangenschaft" ("Giornale di Guerra e di prigionia"), Garzanti, Mailand, 1999, S. 291)
Ungefähr 100.000 Italiener, die von den österreichisch-ungarischen Soldaten und von den Deutschen gefangen genommen wurden, kehrten nicht mehr zu ihren Familien zurück. Die Anstrengungen, der Hunger, die Kälte und die Krankheiten (allen voran die Tuberkulose) waren die Hauptursachen für die große Zahl an Todesfällen.