Kirche St. Antonius Wunderheiliger
Die Kirche ist allgemein als Sant'Antonio Nuovo bekannt, da sie eine frühere gleichnamige Kirche aus der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts ersetzt. Sie wurde zwischen 1828 und 1849 auf der Basis eines Projektes (1808) des schweizerischen Architekten Pietro Nobile errichtet, der als ein der höheren Exponenten der Triester Neoklassizismus gilt und sich von der klassischen Großartigkeit von berühmten römischen Denkmälern inspirieren ließ.
Einmal spiegelte sich die Kirche in den Gewässern des Kanalhafens, der heute noch teilweise im "Borgo Teresiano" eindringt.
Die Hauptfassade kennzeichnet sich für einen großartigen Pronaos mit sechs ionischen Säulen und einem großen Giebel, darüber befinden sich sechs Statuen, Werk von Francesco Bosa, 1842, die Schutzheiligen von Triest darstellen, und zwar (von links nach rechts) die Heiligen Servulus, Euphemia, Justus, Sergius, Thekla und Apollinaris. An der hinteren Fassade befinden sich zwei Zwillingsglockentürmen. Die Kirche hat einen rechteckigen Grundriss (80x28 m).
Ursprünglich sollte das Gebäude ganz mit istrianischem Marmor realisiert werden, doch aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Verwendung dieses Materials auf die bedeutendsten architektonischen Elemente beschränkt.
Im Inneren staunt man sowohl für die imposanten zwölf ionischen Säulen, als auch für die weiten Räume, die sich im langsamen und beruhigenden Rhythmus der Bögen, Tonnengewölbe und Kreuzgewölbe verlieren, um dann in die zentrale Kuppel, als Schwerpunkt des Ganzen, zu fließen.
In der Apsis ist das 1836 von Sebastiano Santi gemalte Fresko grundiert, das Christi Einzug in Jerusalem darstellt. Über die Mensa des Hauptaltars, von Nobile entworfen, erhebt sich eine Ädikula mit korinthischen Säulen und einer Kuppel, nach dem damaligen, vor allem in der Lombardei verbreiteten Geschmack.
In den sechs Seitennischen, die von großen Fenstern beleuchtet werden, befinden sich ebenso viele Altare, die von Lisenenpaaren umrahmt sind. Die großen Altarretabel des neunzehnten Jahrhunderts stellen die Heilige Anna und die Jungfrau des Malers Michelangelo Grigoletti, die Präsentation am Tempel von Felice Schiavoni, den Heiligen Josef von Johann Schönmann, den Heiligen Antonius von Odorico Politi, den Martyrium der Heiligen von Aquileia von Ludovico Lipparini, und die Kreuzigung von Joseph Tunner, dar.
In der sogenannten Anbetungskappelle, links des Hauptaltars, befindet sich ein der am besten aufbewahrten Gemälde der Kirche: Die Heimsuchung der Jungfrau, des Venediger Malers Alessandro Longhi (1769). Das Gemälde gehörte der Familie Rossetti.
Rechts vom Kircheneingang, unterhalb des Pronaos, befindet sich eine Tafel, auf der man folgende Inschrift lesen kann: "Wegen der Cholera, die am 15. Oktober in Triest wütete, wurde diese Kirche am 15. November 1849 geweiht". Es ist historisch bewiesen, dass die Cholera, als die Kirche geweiht wurde, in der Stadt und im ganzen Europa nun mehr seit zwanzig Jahren wütete, und dass die Epidemie nur Ende des neunzehnten Jahrhundert endete.
Die Kirche und ihre Umgebung waren auch Zeuge einiger blutigen Ereignisse, wie zum Beispiel der Tötung von zwei Heizern des Österreichischen Lloyd während des Streikes vom 1902, von anderen Toten 1945, als vom Schloss San Giusto auf das Borgo Teresiano (dazu sind einige Spuren auf einer bronzenen Tafel an der Seite der Kirche zu sehen) geschossen wurde.
Und schließlich kamen die tragischen Ereignisse vom November 1953: In der Stadt herrschte Unruhe, weil die Bürger eine Abtretung der Stadt an Jugoslawien fürchteten. Am 5. November setzt die Zivilpolizei (von der alliierten Militärregierung, die damals das Freie Territorium Triest besetzte) Jeep mit Wasserstrahlen ein, um die Menge, die sich vor der Kirche versammelt hatte, auseinander zu treiben und dabei beschränkte sie sich jedoch nicht, nur vom Außen zu greifen. Sie sprengte den Haupteingang hinter den Demonstranten, die im Inneren der Kirche versuchten, sich zu retten, und hier schoss sie und verletzte einigen davon.
Die Menge reagierte mit Steinschlagen, die Polizei antwortete und schoss nochmals, wobei aber diesmal ein junger Gymnasialstudent, Pietro Addobbati, zu Tode verletzt wurde. In den Auseinandersetzungen in anderen Stadtteilen kamen noch andere fünf Personen ums Leben: Ihre Namen stehen noch auf einer Gedächtnistafel, die über den Pronaos des Tempels hängt.