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6 Februar 2019

Quadris di Fagagna: eine Oase zwischen den Hügeln des Friauls

6 Februar 2019
Michele Castro

Quadris di Fagagna: eine Oase zwischen den Hügeln des Friauls

Quadris di Fagagna: eine Oase zwischen den Hügeln des Friauls

Ich blicke gern auf diese Straßen inmitten des Grüns der Moränenhügel in der Mitte des Friauls nur wenige Kilometer nördlich von Udine.

Nach jedem kurzen Anstieg öffnen sich immer neue und faszinierende Aussichten. Kleine Ortschaften auf den Anhöhen bieten Panoramen von den Bergen bis ins Tal, das am Horizont mit dem Meer verschmilzt.  Panoramen, die sich nur dem öffnen und ihm ihr Bestes zeigen, der sich entschließt, mit der notwendigen und angebrachten Langsamkeit, die dieses Auf und Ab auf dem Asphalt verlangt, wieder und wieder auf diesen Straßen zu wandern. Wie diejenigen, die seit jeher in diesem Teil der Welt leben, zeigt sie ihr Bestes nur allmählich, ohne schnell Vertrauen zu schenken. Ganz wie etwas Kostbares, das zwischen diesen Hügeln bewahrt wird und sich nach einer scheinbar unauffälligen Kuppe zeigt.



Und so geschah es, dass ich ihn an einem Spätnachmittag im Sommer vor langen Jahren, während ich diese wunderschönen Straßen zwischen den Hügeln von Fagagna bis Colloredo di Monte Albano entlang fuhr, zum ersten Mal sah. Er war riesig. Zumindest schien mir das so, während ich ihn durch die Windschutzscheibe betrachtete. Wie er so vor mir herflog, schien er mir den Weg weisen zu wollen, bis er an einem bestimmten Punkt anhielt. Er war zu Hause: und ich entdeckte die Vogelfauna-Oase Oasi dei Quadris.




In diesem Moment vergaß ich sämtliche Verpflichtungen und den Grund, warum ich mich auf jener Straße befand. Ich hatte etwas Faszinierendes und Mysteriöses zu entdecken.


Der Storch begann schnell mit dem Schnabel zu schlagen und stieß einen wechselnden Ton aus, den ich als Gruß auffasste. Ein Ton, der mich an den eine Holzklapper erinnerte, mit der ein Kind die Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Wahrscheinlich wollte er meine Anwesenheit nur seinen Artgenossen mitteilen. Oder vielleicht wollte er mir sagen: ich bin da. Willkommen.



Das seit 1989 geschütztes Gebiet Oasi dei Quadris di Fagagna entstand mit der Absicht, den weißen Storch wieder einzuführen und zu schützen. Heute leben hier ca. 80 Störche als Standvögel und zahlreiche weitere Vogelarten, doch auch die einzigen sechs Exemplare des europäischen Wildpferds in Italien. Außerdem sind hier zahlreiche Wildtiere zu Hause wie Füchse, Steinmarder, Wiesel und Greifvögel.



Doch der wahre Botschafter der Oase in der Welt ist meiner Ansicht nach der gesellige Waldrapp. Hier lebt eine Kolonie von 75 freilebenden Exemplaren, die auf Landesgebiet einzigartig ist, und weitere 75 in Volieren.




Dank der Streifzüge einiger Exemplare quer durch Italien und Europa hat er die Oase und die unermüdliche Arbeit ihrer freiwilligen Mitarbeiter in der ganzen Welt bekannt gemacht. Nur einer von ihnen hat beschlossen, künftig im Flughafen von Alghero leben zu wollen und es scheint, dass er sich dort sehr wohlfühlt. Vielleicht ist er der einzige echte Eremit unter allen Waldrappen.



Die Freiwilligen widmen einen Teil ihrer Freizeit der Pflege der Grünanlagen und dem Füttern der Tiere und Enzo, der Vorsitzende der Oase, weist mich darauf hin, dass immer Bedarf an Freiwilligen ist und dass alle Freiwillige werden können: man muss nur Tiere lieben und ein wenig Zeit für sie übrig haben.



Bei einem Spaziergang auf den Wegen der Oase erklärt mir Enzo zwischen einem Birdwatching-Posten und dem nächsten, während wir Blässgänse, weiße und graue Reiher und Enten beobachten, dass nur einige Storchennachkommen nach einem Zeitraum von ca. drei Jahren zu Zugvögeln werden. Die Kälte, die in den letzten Jahren immer weniger beißend ist, ist sicher nicht der Grund. Vermutlich liegt es am Instinkt.  Denn auch die Futtersuche (der einzige wahre Grund, warum diese fleischfressenden Federvögel zu Zugvögeln werden) erklärt dies nicht, da es in der Oase nie an Futter fehlt.




Apropos Futter: nachdem ich so lange den eleganten Flug der Vögel bewundert habe, habe ich auch Hunger bekommen. Ein deftiges Mittagessen mit Pestàt di Fagagna ist genau das Richtige.

Fotos von Dima Lauzzana, einer freiwilligen Helferin der Oase
 
 
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Michele Castro

Ich heiße Michele, 40, und lebe in Friaul-Julisch Venetien seit ich 19 Jahre alt war. Meine Schichtarbeit ermöglicht es mir, meinen Lieblingshobbys, Wandern und Mountainbikefahren, nachzugehen. Ich werde Ihnen mögliche Naturerlebnisse erzählen, die unsere von den Alpen geschützte und vom Meer geküsste Region zu bieten hat.

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