
Es hat weit heruntergeschneit. Ich schaue von zu Hause auf den Faeit. Er ist bis zum alten Dorf Cragnolin mit Schnee bedeckt, der dahinter liegende Quarnan ist nicht zu sehen. Es ist halb acht. Die Ausrüstung hatte ich schon vorbereitet. Die Hunde springen in den Kofferraum. Erst in Artegna sehe ich zwischen Wolken und Schnee einen Teil des Monte Quarnan. Der Geruch der aufgeregten Hunde füllt das Auto und beim Öffnen des Fensters, um ein Foto zu machen, streift kühle und frische Luft über mein Gesicht.
In Montenars treffe ich auf den ersten Schnee. Ich lasse das Auto oberhalb des Friedhofs. Während ich mich vorbereite, durchstreifen die Hunde das alte Dorf. Ich habe die Stöcke vergessen. Na, dann werde ich halt ohne sie auskommen müssen, sage ich mit einem Achselzucken zu mir selbst und beginne den Aufstieg mit Thoer und Wolf.
Ich nehme sofort den Waldweg. Die Hunde gehen im nicht allzu hohen Neuschnee voraus. Ich gehe langsam zwischen den vom Augustgewitter letzten Jahres und vom Rauhreif vor zwei Jahren umgeworfenen Bäumen. Im Wald ist es ruhig. Der Schnee dämpft alle Geräusche. Es schneit leicht durch die Zweige, die einen Großteil des Schnees auffangen, der nasse und nicht gefrorene Boden ist ziemlich rutschig.
„Sot de ploe fam sot de nef pan“
(Unter dem Schnee Brot, unter dem Regen Hunger) und meine Gedanken wandern zu den Sprichwörtern meines Onkels.
Hin und wieder bleibt das aus dem Rucksack hervorschauende Snowboard an den untersten Zweigen hängen und zwingt mich zu merkwürdigen Verrenkungen, um weiterzukommen. Der Schneefall wird stärker, aber es reicht nicht, damit ich mit meinem Snowboard im Wald abfahren kann. Auf dem Weg stehen zu viele Steine und abgerissene Äste vor. Hoffentlich gibt es weiter oben mehr Schnee. Und so komme ich zum Zuc de Cros und schaue auf das an diesem schneeverhangenen Morgen noch verschlafene Flachland. Hier liegen ca. 10 cm Schnee. Immer noch zu wenig für eine Abfahrt mit meinem Snowboard, aber im Hinblick auf mein ungeeignetes Schuhwerk entscheide ich mich, für meinen Aufstieg in Richtung Gipfel meine Schneeschuhe anzuschnallen, denn die verfügen wenigstens über Stahlzähne für einen festen Halt auf Felsen, Schnee und Eis.
Meine Stöcke gehen mir gleich ab. Aber die Hunde ebnen fröhlich den Weg vor mir. Die niederen Haselnusssträucher zwingen mich dazu, gebückt zu gehen und das ist in meinen Knien zu spüren. Endlich lasse ich das Buschwerk hinter mir. Ich habe die tausend-Meter-Grenze überschritten. Ich folge dem schneebedeckten Weg und versuche, mich an die vorstehenden Steine zu erinnern. Dieses Gebirge kenne ich, es ist mein Gebirge, das erste, das sich über dem Friulanischen Flachland erhebt und kostbare Aussichten auf das Friaul schenkt, seit meiner Kindheit. Ich kam hunderte Male hierher, um Frieden zu finden. Und auch dieses Mal wird es mir wieder neue Gefühle schenken, da bin ich sicher. In ihrer Hektik „erwischen“ die Hunde nicht immer den Pfad unter der mittlerweile ca. vierzig Zentimeter dicken Schneedecke. Also bleiben Sie stehen, drehen sich um und schauen mich an. Sie versuchen, von meinem Gesicht abzulesen, ob sie nun nach rechts oder nach links gehen sollen. Sobald sie den Pfad wieder ausgemacht haben, laufen sie fröhlich im Schnee weiter.
Ich werde immer langsamer beim Aufsteigen. Vor nur wenigen Jahren wären an diesem Punkt die Hunde hechelnd hinter mir auf dem mit den Schneeschuhen geebneten Weg gelaufen und wären mir verehrend gefolgt. Heute geht Wolf mit seinem breiten Rücken, auf dem sich der fallende Schnee ansammelt, schnell voran und bleibt auf einigen schwierigen Stellen des Wegs stehen, dreht sich zu uns um und kontrolliert, ob wir alle da sind, dann, macht er beinahe überheblich damit weiter, den Weg zu ebnen. Thor kehrt zu mir zurück, nähert sich mir, beinahe so als ob er mich anstacheln möchte: „Nun komm schon! Warst nicht immer du der Anführer der Spedition?“. Ich streichle ihn lächelnd und er folgt wieder dem Schwanz seines Kumpels, der wie eine Fahne vor ihm im Schnee wedelt.
Ich warte darauf, rechts von mir, die alte, heute renovierte Schutzhütte zu sehen, in der ich viele Nächte mit meinen Jugendfreunden verbracht habe und wo ich träumte, auf dem damaligen Flachdach zu laufen, abzuheben und über die Ebene zu fliegen. Stattdessen erscheint die Hütte, versteckt vom fallenden Schnee, direkt vor mir. Aber ich bleibe nicht stehen. Der Auferstandene ruft mich. Mit einem plötzlich aus der Sella Foredor kommendem, starkem Wind. Und desto weiter ich aufsteige, desto stärker wird der Wind, der den Gipfel fegt. Ich sehe die Kirche, suche in ihrem kleinen Portikus Zuflucht, aber der Wind füllt ihn mit Schnee. Die Hunde kauern in einer Ecke, während ich versuche, mich umzuziehen und das Snowboard vorbereite.
Die Temperatur ist stark gefallen, ich habe gefrorene Hände, es gelingt mir nicht einmal, den Sturzhelm zu schließen. Aus dem Schnee sind eisige Nadeln geworden, die überall eindringen. Die Hunde scheinen Angst zu haben. Ich gehe mit dem Snowboard unter dem Arm weiter. Ich fühle, dass der Wind unter dem Gipfel nachlassen wird. Ich schaue auf die vom Vater meines Freundes Nando, dem alten Patat, realisierte Skulptur des auferstandenen Christus mit den gegen den Himmel erhobenen Händen. Sie regt mich zu einem Gebet an. Dann schnalle ich das Brett an und stürze mich in den Schnee. Ich fahre schnell an der Schutzhütte vorbei.
Wolf läuft längs der Spur des Aufstiegs voraus, Thor hingegen läuft so knapp neben dem Snowboard her, dass ich mehrmals im weichen Schnee und zwischen den versteckten Steinen lande. Hauptsache man weiß, wie man fällt, denke ich, man muss sich gehen lassen und nach einem Purzelbaum geht es schneebedeckt weiter. Es gibt nicht genug Schnee, um gut snowboarden zu können, das macht aber nichts. Das Snowboard gleitet auch auf dem Gras unter dem Schnee, es blockt auf den Steinen, ich stürze den Abhang hinunter. Aber ich stehe immer wieder auf, lache wie ein riesiges Kind, atme glücklich und fühle, dass der Schnee überall in meine Kleidung eingedrungen ist, während die Hunde rundum bellen und mich überrascht ansehen und unter mir die stille Ebene nichts ahnt und nichts weiß.
Entdecke die Angebote zu dieser Erfahrung in Friaul-Julisch Venetien