
Der Großteil von Ihnen wurde vermutlich beim Lesen von „Eselerfahrungen“ hellhörig. Tatsächlich klingt es etwas merkwürdig, aber es ist das richtige Wort, um die Erfahrung zu beschreiben, die ich Ihnen erzählen werde und die drei meiner langohrigen Freunde als Protagonisten hat, dank derer ich in den letzten vier Jahren, teils bewusst und teils unvermutet, beschlossen habe, mich der Welt der Esel zu widmen.
Der erste Esel heißt Noè, ist mittlerweile einundzwanzig Jahre alt und vermutlich von der Rasse Amiatina. Er ist vor vier Jahren in mein Leben getreten und inzwischen treuer Begleiter auf meinen Spaziergängen durch das grüne Preval geworden.
Meine beiden anderen Abenteuergefährten heißen Lavanda und Mary und sind respektive drei und sechs Jahre alt. Mutter und Tochter, vermutlich von der Rasse Martina Franca, haben in einem wunderschönen Agriturismo in den Hügeln um Fogliano Redipuglia ein Zuhause gefunden. Am Sonntag öffnet dieser Betrieb allen seine Türen, die ein paar Stunden auf dem Land und in Kontakt mit vielen frei grasenden Tieren verbringen wollen.
Mit Lavanda und Mary begann ich im letzten Jahr Esel-Workshops abzuhalten, die es mir ermöglichten, an Familien und Kindern alles weiterzugeben, was ich Herrliches über diese außergewöhnlichen, unterschätzten Tiere gelesen, gelernt, beobachtet hatte und selbst in Erfahrung bringen konnte und so mit den über sie erzählten falschen Stereotypen aufzuräumen. Es sind nämlich im Gegenteil ausgesprochen intelligente, feinfühlende Wesen, die uns mit ihrer Sympathie und Neugierde überraschen können.
Der Eseltourismus in seiner klassischen Form sieht das Zurücklegen von mehr oder weniger langen Strecken mit Hilfe von Eseln für den Transport von Rucksäcken und Proviant vor, sodass die Wanderer leichter und unbeschwerter vorankommen. Zudem besteht die Möglichkeit, auf den Tieren zu reiten. Beim Eselunterricht, in Kombination mit einer Wanderung im Eselrhythmus, tritt der emotionale und relationale Aspekt in den Vordergrund und das ist meiner Meinung nach die wahre Essenz einer Eselerfahrung.
Tatsächlich ist der Esel Lehrer und Reisebegleiter zugleich. Er begleitet uns bei unserer Erkundung, ohne ihn unbedingt reiten oder mit Lasten beladen zu müssen. Er ist der ideale Partner, um die Landschaft bedächtig und in Ruhe zu genießen. Er schreitet beschaulich voran und ermöglicht es so, uns auf die Düfte, Klänge und Einzelheiten der Umgebung zu konzentrieren.
Zugleich ist es ein sehr vorsichtiges Tier, dem auch kleine Hindernisse, wie ein Wasserlauf, ein Graben oder ein Schacht Angst einflößen und es blockieren können. Und in diesen Augenblicken müssen Sie sich in den Esel hineinversetzen, ihn beruhigen und ihm das Gefühl vermitteln, dass er Ihnen vertrauen kann. Wenn er sich dann gehen lässt, verstehen Sie, dass Sie es geschafft haben und das ist mit einer enormen Befriedigung verbunden. An seiner Seite zu gehen, verlangt daher nach einer Vertrauensbeziehung, es ist ein Geben und Nehmen und das macht aus jeder gemeinsamen Tätigkeit eine echte Beziehungserfahrung.
Eine Eselwanderung oder ein Eselworkshop ist eine ungewöhnliche Erfahrung für die ganze Familie. Für Erwachsene ist es eine Aufforderung, einen Gang zurückzuschalten, zuzuhören und zu beobachten. Für Kinder ist es eine Gelegenheit, einen Freund und einen sanften und lieben Lehrer zu gewinnen, der ihnen leichtverständlich Geduld, Zusammenarbeit und Gemeinsamkeit beibringt und ihren Beobachtungsgeist und ihre Neugierde anregt.
Die Wanderungen mit Noè und die Aktivitäten des Eselworkshops mit Mary und Lavanda haben mir gezeigt, wie viel Interesse und Neugierde der Anblick dieser so sanften Tiere weckt. Sie ziehen die Blicke Vorbeigehender, Radfahrer und Autofahrer auf sich, deren Gesichter sich mit einem Lächeln erhellen und die stehenbleiben, um die Esel zu streicheln und um ihre Geschichte zu hören.
Man sieht sie nur noch selten, und noch seltener beim Durchqueren einer Ortschaft oder auf einem Weg. Was mich bei meinen Workshops am meisten überrascht, ist es, dass die Kinder von heute, den Esel glücklicherweise nicht mehr mit Ignoranz und Dummheit in Verbindung bringen, wie es hingegen uns überliefert wurde. Ganz im Gegenteil identifizieren sie ihn als intelligentes Tier, wenn auch unter dem Niveau seines Cousins, des Pferdes. Das gibt mir in der Regel den Anlass, um über Wahrheit, Lüge und die Geschichte dieser Tiere zu sprechen, bevor wir beginnen, mit Mary und Lavanda zu interagieren.
Eine Eselerfahrung bringt Kinder und Erwachsene gleichermaßen dazu, dem Leben der Tiere Respekt und Liebe entgegen zu bringen, und fördert Sozialisierung und Begegnung. Mit ihrem aufmerksamen und bedachten Auftreten helfen uns die Esel, die Landschaft um uns mit neuen Augen und Neugierde wahrzunehmen. Ihr Schritt wird unserer sein, ihre Neugierde wird auf uns übertragen, ebenso wie ihre Aufmerksamkeit für Klänge, Geräusche und Gerüche. Wir werden so entdecken, wie angenehm es ist, in einer Zeit, in der alles im Zeitraffer abläuft, mit der Natur im Einklang zu stehen und wie gut es uns tut, ab und zu körperlich und geistig zurückzuschalten.
Seit ich mich mit Eseln auseinandersetze, habe ich wirklich viel gelernt. Dinge, die ich bisher als selbstverständlich oder banal abgetan hatte, haben nun einen anderen Stellenwert.
Schritt um Schritt, Hufe um Hufe, lernte ich, bedächtiger und vorsichtiger zu werden und verstand, dass Gemächlichkeit ein Vorzug ist, den wir oft unterschätzen. Wie die Esel sollten auch wir uns daran gewöhnen, uns Zeit zu nehmen, um vor dem Handeln zu verstehen und zu überlegen. Sein Verhalten macht mich Tag für Tag neugieriger und oft zaubert es ein Lächeln auf mein Gesicht.
Es ist schön, seinen aufmerksamen Blick, seine Sensibilität, seine Umsicht und Aufmerksamkeit zu beobachten, mit der er beim Weiden das Gras aussucht und mit geschlossenen Augen genießt. Kontinuierliche, kleine Halts zum Schnuppern und Weiden geben mir die Zeit, meine Gedanken und Erinnerungen „wiederzukäuen“.
Sollten Sie neugierig geworden sein und in die Eselwelt eintauchen wollen, so fehlt es in Friaul-Julisch Venetien nicht an Gelegenheiten. Es gibt mehrere Betriebe, die Eselwanderungen und Esel-Workshops anbieten. Vom unteren Friaul zum Cormor-Tal, vom Karst am Isonzo zum Triester Karst, vom Pordenone-Gebiet bis zu den Friauler Dolomiten.
Ich würde Ihnen raten, dieses Angebot zu nutzen, denn glauben Sie mir, Esel können uns sehr viel mehr geben als wir denken!
Und sollten Sie in Zukunft auf einem der Fuß-/Radwege in der Preval-Ebene unterwegs sein, sehen Sie sich gut um, Sie könnten mich mit meinem Noè sehen und wenn Sie sich anschließen wollen, sind Sie herzlich willkommen.
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