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Klein Igel hat sich verlaufen


Klein Igel hat sich verlaufen

Bei einem Spaziergang auf der Karsthochebene im Reservat der Seen Doberdò und Pietrarossa hört Cocolo dem angenehmen Klopfen der Spechte zu. Auf den unzähligen Ästen der Schwarzpappeln des Reservats leben noch zahlreiche Spechte, doch auf einmal verstummen sie:  In der Familie von Mama und Papa Igel ist etwas Schlimmes passiert.
"Klein Igel ist nicht nacht Hause gekommen!" ruft die Mutter und rauft sich die Stacheln.
"Er könnte in Gefahr sein!" stellt der Vater fest.
"Wir suchen ihn gemeinsam, ich helfe euch!" sagt Cocolo.
"Aber wir können die anderen Jungen nicht alleine in der Höhle lassen, wir müssen auf sie aufpassen!"
Cocolo beruhigt sie. "Nur keine Angst, ich bitte meine Freundin Fledermaus um Hilfe."
"Fledermaus? Meinst du wirklich?" fragt Mama Igel. "Die schläft doch dauernd..."
"Sie ist zwar kein geselliger Typ und auch ein bisschen faul, aber ihr Radar ist unfehlbar. Mit ihrer Hilfe finden wir ganz sicher heraus, wo sich Klein Igel rumtreibt. Ich frage sie gleich, ob sie uns hilft!"
 
Gegen Abend erreicht der kleine Bär das Reservat Val Rosandra. In den umliegenden Bergen befinden sich viele unterirdische Höhlen und Gänge, in deren Dunkelheit und Stille zahlreiche Tiere leben. Fledermaus wohnt auch dort.
Die Sonne geht schon unter und es ist schon fast Zeit zum Abendessen. "Ich habe einen Bärenhunger! Jetzt wäre eine Forelle recht!" sagt Cocolo und schaut den Fischen im Bach hinterher. "Aber ich kann jetzt keine Pause machen. Ich muss meine Mission erfüllen: Ich muss Fledermaus finden, bevor sie aus dem Haus fliegt."
 
Fledermaus ist ein Langschläfer. Sie döst noch in ihrer Höhle, natürlich kopfüber. Cocolo ruft nach ihr. Seine Stimme hallt zwischen den Wänden der Höhle wider. "Komm schon, wach auf! Ich brauche deine Hilfe!"
Fledermaus schüttelt ihre Flügel aus. Ganz verschlafen öffnet sie ein Auge und mustert den Störenfried, obwohl sie fast nichts sieht.
"Wer ist da? Was ist denn los? Ich habe gerade so schön geträumt..."
"Ich bin's, Cocolo! Ich brauche dich! Klein Igel ist verschwunden, wir müssen ihn finden!" Fledermaus streckt ihre Flügel aus und fliegt vom Felsvorsprung herab, an dem sie hing. "Heiliger Bimbam, das ist ja ein richtiger Notfall! Ein Igel-Junges ganz allein im Wald. Das darf nicht sein; das ist viel zu gefährlich! Ich fliege sofort los!"
Die ganze Nacht durchkämmt Fledermaus mit ausgebreiteten Flügeln das Gebiet und kommt schließlich ins Miramare UNESCO-Biosphärenreservat. Es dämmert schon, als sie den Kleinen endlich auf einem Felsen findet: Ihr Radar hat sie nicht im Stich gelassen.
 
Er hat sich zwar verlaufen, aber Klein Igel scheint überhaupt nicht besorgt zu sein. Ganz im Gegenteil - er krümmt sich vor Lachen, denn man hört komische Geräusche.
"Hast du dieses Gesicht schon mal gesehen? Schau mal ... Njemme, njemme, njemmeee! Bubusettete!"
"Oh nein, hör bitte auf... ich habe vor lauter Lachen schon Bauchschmerzen!"
"Und das da? Schon mal gesehen? Bluruburubuuuuu... blea blea bluuuuu!"
Fledermaus erfasst die Situation sofort. Wer kann denn schon all diese Tierlaute nachmachen, wenn nicht der Pfauenschleimfisch? Sein schauspielerisches Talent ist in der ganzen Region bekannt.
Bei ihrem Flug knapp über der Wasseroberfläche sieht Fledermaus, wie der Fisch alles Mögliche unternimmt, um die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu lenken.
"Was machst du denn so weit weg von zu Hause, Klein Igel? Weißt du denn nicht, dass die Welt voller Gefahren ist?"
"Oh, da bist du ja endlich, Fledermaus...!", ruft der Pfauenschleimfisch und zwinkert ihr zu. "Mir wäre beinahe das Grimassen-Repertoire ausgegangen! Vielleicht kannst ja du jetzt ein paar Grimassen schneiden, das fällt dir ja eh nicht schwer..."
"Grimassen? Ich? Ich bin ein anständiges Tier, mein Lieber... ich ahhhhaahahooahh (Fledermaus gähnt). Ich kümmere mich nur um wichtige Dinge", und fügt dann - an Klein Igel gewandt - hinzu: "Und du, kleiner Ausbüchser? Wie bist du denn bis hierher gekommen?"
"Ich... naja... ich bin einfach Richtung Süden gegangen. Ich wollte das Meer sehen! Und dann habe ich ihn getroffen und..."
"Und da konntest du einfach nicht weitergehen, weil ich soooo lustig bin!" sagt der Pfauenschleimfisch und nimmt eine Starpose ein. "Sogar die Touristen reißen Augen und Mund auf, wenn sie im Meeresreservat Miramare schnorcheln gehen und mich sehen!"
"Schno... schnorcheln? Das klingt ja wie schnarchen...", sagt Klein Igel. "Was ist denn das?"
"Das ist, wenn jemand unter der Wasseroberfläche taucht und dabei durch einen Schnorchel, ein kleines Rohr, atmet und die vielen bunten Fische beobachtet."
Während der Pfauenschleimfisch damit beschäftigt ist, über die Schönheiten im Meeresschutzgebiet zu erzählen, kommt Cocolo.
"Da bist du ja endlich!" sagt der Bär und nimmt Klein Igel in die Arme. "Wir waren so besorgt um dich; geht's dir gut?"
"Ja, bestens! Ich wollte das Meer sehen und habe mich verlaufen. Aber Herr Pfauenschleimfisch hat mir Gesellschaft geleistet. Er ist wirklich super im Grimassen-Schneiden!"
Der Pfauenschleimfisch erwidert: "Ich will ja nicht arrogant wirken, aber ich bin der Beste; meine Vorstellungen verdienen einen Oscar! Ich weiß gar nicht, warum sie mich nicht schon längst nach Hollywood geholt haben..."
"Oh, Schluss mit dem Geschwätz, Pfauenschleimfisch, hier gibt es Wichtigeres zu erledigen!" sagt Fledermaus.
"Ja, wir müssen Mama und Papa Bescheid geben, dass der Kleine gesund und munter ist", sagt Cocolo. "Kannst du das machen, mein Freund?"
"Natürlich ich gehe sofort und benachrichtige sie. Ich meinte natürlich, ich fliege sofort!"
"Danke! In der Zwischenzeit organisieren Herr Pfauenschleimfisch und ich ein großes Fest am Meeresufer! Was haltet ihr davon?"
"Oh, das ist ja prima, Cocolo! Eine super Idee", ruft der kleine Fisch aus. "Hier ist es einfach zu schön, um von hier weg zu gehen, nicht wahr, Klein Igel?"
"Dann helft mir, na kommt schon; ich will alle Freunde einladen, die ich auf meinen Ausflügen durch die Region Friaul-Julisch Venetien getroffen habe: das Steinhuhn, den Adler, die Gänsegeier...", sagt der Bär.
"Ja, und das Seepferdchen, die Gans und das Pferd!" fügt der Pfauenschleimfisch hinzu. "Beim Fest darf keiner fehlen!"
 
Von Mariaelena Porzio
Edizioni Fondazione Radio Magica onlus