Der englische Historiker Mark Thompson erzählt auf den ersten Seiten seines Buches "The White War" von seinem Erstaunen, als er das erste Mal Friaul Julisch Venetienbesuchte. In dieser Region sind echte künstlerische und historische Perlen versteckt, die der Vermischung von unterschiedlichen Kulturen und Einflüssen im Lauf der Jahrhunderte zu verdanken sind. Ein einzigartiges Land, in dem lateinische Elemente des alten Römischen Reiches sich vermischen mit denjenigen der Langobarden, Venezianer, Österreicher und Slawen. Innerhalb von wenigen Kilometern gelangt man vom römischen Aquileia ins langobardische Cividale del Friuli, oder von den venezianischen Einflüssen in Udine zu den habsburgischen in Triest.
Gemeinsam ist dem gesamten Friaul Julisch Venetien jedoch ein Ereignis, das die ganze Welt verändert hat: der Große Krieg. Auf der karstischen Hochebene standen sich Italien und Österreich-Ungarn zwischen 1915 und 1917 in zwölf Schlachten gegenüber, in denen Hunderte von Männern in den in den rauen Fels gehauenen Schützengräben oder auf den Hängen der Julischen Voralpen das Leben oder die Freiheit verloren. Weniger bekannt aber genauso dramatisch waren auch die Kämpfe, die in der Höhe zwischen den Gipfeln der Julischen und Karnischen Alpen und während des Rückzugs nach der Niederlage von Karfreit ausgetragen wurden.
Orte wie die Berge Monte Ermada, Monte San Michele, Monte Calvario und Monte Sabotino wurden bald durch diese traurigen Ereignisse bekannt. Die Stadt Görz, vor dem Krieg unter Österreich-Ungarn, wurde in der öffentlichen Meinung zu einem Symbol, besonders als sie im August 1916 an Italien überging. Udine hingegen wurde als "Hauptstadt des Krieges" bekannt, da es am nächsten an der Front lag.
All diese Ereignisse können heute neu entdeckt werden, dank der Freilichtmuseen und der Wege des Großen Kriegs, spannenden Wanderungen inmitten von atemberaubenden Landschaften, in denen die Erfahrungen und das Leben der Soldatennachempfunden werden kann. Wie vor fast einem Jahrhundert kann man in den Schützengräben gehen, die militärischen Bauten bewundern und die Stätten der Gefechte besuchen. Eine faszinierende Reise in die Vergangenheit, die nicht hier endet, sondern mit dem Besuch von zahlreichen Denkmälern, Soldatenfriedhöfen, Beinhäusern und militärischen Gedenkstätten weitergeht, die den Opfern dieses immensen Konflikt gewidmet sind. Verschiedene Städte und Ortschaften beherbergen außerdem interessante Museen, die oft dem Großen Krieg und der Region gewidmet sind, und militärische Festungen, entstanden für die Verteidigung der Grenzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.