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Die Ursachen für den Ersten Weltkrieg

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Es gibt Jahre in der Geschichte, die mehr als andere als Symbole benutzt werden, um eine epochale Änderung, ein Vorher und ein Nachher, anzuzeigen. 476 brach das Römische Reich zusammen und es begann die lange Zeit des Mittelalters. 1492 entdeckte Christopherus Kolumbus den amerikanischen Kontinent und leitete das moderne Zeitalter ein.

Obgleich die Historiker eine so klare Trennung ablehnen, haben diese Daten nun eine präzise Bedeutung. Gleichfalls kann das Jahr 1914 ruhig in die Gruppe dieser symbolischen Momente eingereiht werden. In jenem Jahr brach ein Ereignis los, das einen Großteil der Welt betraf und sie radikal änderte, der Große Krieg (Grande Guerra). Ohne Übertreibung kann behauptet werden, dass es sich dabei um einen der tragischsten und gewalttätigsten Vorfälle der gesamten Geschichte des Menschen handelte: "Frieden bedeutete die Jahre vor 1914, nach diesem Datum kam eine Zeitepoche, die nie wieder das Adjektiv friedlich verdiente." (Eric Hobsbawn, "Das kurze Jahrhundert - 1914-1991" ("Il Secolo breve - 1914-1991"), BUR, Mailand, S.34)

Millionen von Männern in Europa, Asien, Amerika und Afrika wurden direkt oder indirekt von diesem Konflikt betroffen. Die Ebenen, die Mittelgebirge, die Hochebenen, die Berge, die Meere und sogar auch die Lüfte wurden zu Schlachtfeldern. Die Zahlen waren erschreckend, circa 10 Millionen Tote (davon mindestens 650tausend Italiener), mehr als 18 Millionen Verwundete und 7 Millionen Gefangene oder Vermisste (Angaben aus Gianni Pieropan, "Geschichte des Großen Kriegs an der italienischen Front ("Storia della Grande Guerra sul fronte italiano), Mursia, Mailand, 2009, S. 850-1). Nur der Zweite Weltkrieg war schrecklicher.

Gewiss, man darf nicht denken, dass die europäischen Mächte von einem Augenblick auf den anderen im Sommer 1914 beschlossen hatten, sich gegenseitig den Krieg zu erklären. In Wirklichkeit explodierten in jenem Jahr alle Spannungen, die sich im Laufe der Zeit aufgestaut hatten. Seit einigen Jahrzehnten waren die wichtigsten Staaten (England, Frankreich und Deutschland) damit beschäftigt, sich herauszufordern und auf dem Gebiet der Politik, Wirtschaft und Technologie durch Imperialismus, Kolonialismus und Innovationen der Zweiten Industriellen Revolution zu wetteifern. Auf sozialer Ebene waren hingegen neue Bewegungen und Meinungsrichtungen, welche die Zukunft monopolisieren werden, wie der Nationalismus (besonders in den "alten" osmanischen und österreichisch-ungarischen Kaiserreichen) und der Sozialismus, aufgekommen. Nach Jahren der Spannungen, Herausforderungen und kleineren Kriegen "stürzte" Europa 1914 "in wenigen Stunden in den Abgrund" (Fernand Braudel, "Die heutige Welt" ("Il mondo attuale"), in Luciano Canfora, "1914", Sellerio, Palermo, S. 16).

Und Italien? War 1914 eine "interessierte Zuschauerin". Wirtschaftlich nicht so entwickelt und nicht so einflussreich wie die anderen europäischen Mächte, hielt es sich anfangs heraus, obwohl es durch den Dreibundpakt (patto di Triplice Alleanza) an Deutschland und Österreich-Ungarn gebunden war. Anschließend, angelockt von den Angeboten der anderen Länder beschloss es im Mai 1915 anzutreten. Und so änderte sich auch für Italien, wie für das restliche Europa, der Lauf der Geschichte.

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